Die Geschichte von Nikki


Heute erzähle ich Euch mal Nikki’s Geschichte. Ich bin da nicht wirklich stolz drauf, aber irgendwie muß ich in letzter Zeit ganz oft an die kleine Maus denken. Mit meinem heutigen Wissen über Hunde, hätte ich ihr ein viel schöneres, entspannteres Leben bieten können. Aber damals war es eben so, ich kann es nicht mehr ändern. Aber ich kann ihre Geschichte erzählen, so bleibt sie auch unvergessen und bekommt die Würdigung, die sie verdient hat.

1988 erfüllte ich mir meinen größten Kindheitstraum: Ein Hund!!
Die Rasse (oder auch nicht Rasse) war mir vollkommen egal. Er sollte nur nicht so groß sein, weil wir eine 3-Zimmer-Wohnung im 3. Stock hatten, und beide berufstätig waren.
Meine Arbeitsstelle war aber nicht weit entfernt, so sollte das auch kein Problem sein. Außerdem wohnten wir im Hause der Schwiegereltern und im EG wohnte mein Schwager mit seiner Familie. Also alles familiär.
Das Tierheim unserer Stadt wollte uns einen Schäferhund einreden, aber der war uns viel zu groß und außerdem hab ich irgendwie einen Heidenrespekt vor dieser Rasse. Kleinere Hunde hätten sie nicht, haben sie uns gesagt, aber wir durften noch nicht mal gucken gehen ... Damals gab es noch kein Internet und es war noch erlaubt, Hunde in Zoo-Handlungen zu verkaufen, was bestimmt einige Jüngere unter euch, Gott sei Dank, nicht mehr kennen. In einem großen Einkaufzentrum in der Nähe gab es ein solches Geschäft, und da sind wir hin. Die hatten einen Käfig voller Welpen, einer schöner als der Andere. Nur einer fiel etwas aus dem Rahmen, er war doppelt so groß wie der Rest. Angeblich aber aus demselben Wurf, 8 Wochen alt. Ich hab das natürlich nicht geglaubt.

Mein Gott, war ich damals naiv und unwissend!

Na ja, sie gab mir einen Welpen auf den Arm, ich sagte ich will einen Rüden und sie: „Oh das ist ein Mädel“. Sie wollte mir den Hund wieder abnehmen, aber um mich war es bereits geschehen. Ich kaufte die kleine Maus für 350,- Mark und bekam als besondere Geste noch etwas Hundefutter: Cesar
Ich war ja so glücklich und stolz. Vom ersten Augenblick an drehte sich alles um Nikki,
so taufte ich die kleine Hündin:










Ich war nur etwas beunruhigt, weil sie das Cesar-Futter nicht vertrug und ständig am kotzen war und Durchfall hatte. Ich also 2 Tage später zum 1. Tierarztbesuch meines Lebens. Der absolute Horror: der Hund war höchstens 6 Wochen alt, hätte noch gar nicht von der Mutter getrennt werden dürfen. Ich lernte: Cesar ist kein Welpenfutter und die telefonische Nach-Recheche ergab, daß die Maus an einem Tag von der Mutter getrennt wurde, in die Zoohandlung kam und mittags von uns gekauft wurde!! Die Kleine war zu Recht völlig durch den Wind.

Sie war sogar als Welpe in unserer örtlichen Zeitung. Bei uns war Kerwe (Übersetzung: Kirmes, Kirchweih o.ä) und wir haben sie mitgenommen. Weil sie noch nicht stubenrein war, hab ich eine Zewa-Rolle in eine große Badetasche gepackt und Nikki obendraufgelegt. Sie war ganz arg lieb und gar nicht ängstlich. Allerdings wollte sie auch nicht raus aus der Tasche!! Am nächsten Morgen war sie dann in der Zeitung, als Foto des Tages mit der Unterschrift: "Babyschlafsack":


(Ja, damals waren alle Bilder in Zeitungen noch s/w)

Mein Daddy mit Nikki und mir auf der Couch:


Heide hat mit ihr auf dem Boden gespielt, da hatte sie keine Angst:


Sie war vollkommen auf uns konzentriert, sehr ängstlich und scheu. Aber wenn sie mit uns zusammen war, war ihre Welt in Ordnung. Aber sobald etwas ungewöhnliches war, hat sie sofort mit Durchfall reagiert. Fremde Menschen wurden angebellt und wenn ein Fremder sie streicheln wollte, hat sie versucht zu beißen. Besonders Kinder konnte sie nicht leiden, die waren ihr zu laut, zu aktiv, das wollte sie gar nicht. Auch zu Kontakt mit anderen Hunden konnte ich sie kaum bewegen, Hundeschule war für uns kein Thema, weil sie absolut panisch (aber richtig, mit Atemnot und allem) reagierte. Sie war überhaupt nicht sozialisiert und ich war damals einfach zu unwissend, um sie richtig lenken zu können. Mein Ex hat sich sogar noch einen Spaß daraus gemacht, sie zu erschrecken, weil sie dann so aufgeregt herumhüpfte und bellte...
Unsere Familie und Freunde kannte sie ja, das war kein Problem. Und wenn jemand Neues dazukam, dauerte es einige Zeit, dann hat Nikki denjenigen auch akzeptiert und verwandelte sich in eine kleine Schmusekatze.
Durch unsere Arbeit war sie es auch gewöhnt alleine zu bleiben, das war für sie kein Problem. In der Mittagspause bin ich dann nach Hause gefahren und mit ihr Gassi gegangen.
Freilauf war leider fast unmöglich, da ihr absolut jede Erziehung fehlte. Das war natürlich ausschließlich unsere Schuld. Ich wußte damals fast gar nix über Hunde-Erziehung und deshalb durfte sie eigentlich machen was sie wollte. Mann, wenn ich damals das gewußt hätte, was ich heute weiß, und dann noch die Möglichkeiten (Internet, Hundetrainer usw.) dazu, dann hätten wir die perfekte Harmonie gehabt...
Aber egal, ich liebte diesen Hund. Für ihre Marotten konnte sie wirklich nichts, da waren allein wir Menschen schuld. Und auch als sie ausgewachsen war, war sie für mich immer noch der schönste Hund der Welt. Allerdings war der Dackel-Spitz-Mischling wohl eher ein Collie- und/oder Sheltie-Mix!!




1996, da war Nikki 8 Jahre alt, habe ich den Entschluß gefaßt, mein Leben zu ändern. Nikki mußte ich schweren Herzens zurücklassen, weil ich keine Möglichkeiten hatte, mittags mit ihr zu gehen, aber meine Ex-Schwägerin wohnte im Haus und ist gerne mit ihr gegangen.
Nikki hatte ich oft an den Wochenenden, im Urlaub oder an Feiertagen. Sie hat sich ziemlich schnell daran gewöhnt, glaube ich. Selbst Heiner, meinen jetzigen Mann, hatte sie voll akzeptiert. Er konnte sogar ohne Leine mit ihr laufen...
Als Nikki dann mit 13 Jahren starb, hat mein Ex es nicht fertiggebracht, es mir zu sagen. Ich weiß bis heute nicht genau, wie das damals war. Sie war wohl krank und hat es aus Altersgründen nicht mehr geschafft. Ich weiß nur, er war mit ihr beim TA, schon das ist ungewöhnlich, weil das immer ich gemacht habe, auch als wir schon getrennt waren. Und er kam ohne Hund nach Hause. Eine Freundin hat mich damals informiert. Ich hab 2 Jahre nicht mit ihm gesprochen, aber irgendwann gab sich das. Ich hab aber nie gefragt, wie das mit Nikki war ... ich glaube, ich wollte und will es gar nicht wissen. Bis heute nicht.

Aber indem ich jetzt ihre Geschichte erzählen konnte, habe ich vesucht, ihr ein Denkmal zusetzen. Sie wird immer unvergessen bleiben.!!

6 Kommentare:

  1. Ich kann gar nicht viel sagen, hab Tränen in den Augen...

    So ein schönes, süßes Mädchen! :-)

    Liebe Grüße,
    das Frauchen vom schwarzen Hund

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  2. Herzzerbrechend Beate

    Lieben Gruß
    Achim

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  3. Das treibt mir auch die Tränen in die Augen. Aber ich bin eh nah am Wasser gebaut. Alles was mit Tieren und kleinen Kindern zu tun hat geht mir so zu Herzen.
    Sie war ja wirklich eine süße Maus!
    Lg
    Manu

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  4. Hallo,

    das hast Du sehr schön geschrieben und
    macht einen schon traurig.

    Ich denke die Maus wird für immer in
    Eurem Herzen bleiben und die
    beiden Beagle bereichern ja auch
    Euer Leben ungemein.

    Schau mal auf Gismos Blog vorbei, da
    wartet eine kleine Überraschung auf Euch.

    LG Manuela, Gismo und Paula

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  5. Hi,
    das Leben schreibt die Geschichten die wichtig sind und die uns ausmachen. Ich habe auch grad ganz feuchte Augen weil ich deine berührenden Zeilen so gut nachempfinden kann.

    Liebe Grüße,
    Klarissa und ihre Mädels

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  6. Jetzt weiß ich wie deine Nikki aussieht, deren Namen so oft im Gespräch fällt.
    Eine Süße unvergesse Maus.
    Liebe Grüße von Sylvia und Tibi

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